Der Russische Altai – Wir machen Urlaub in Sibirien
August 6, 2017
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Nach drei Monaten nonstop fahren und nie länger als zwei Tage irgendwo stehen, sind wir urlaubsreif. Wir machen uns auf ins russische Altaigebirge um zu relaxen. Erst geht’s nach Barnaul, um Kolya seinen letzten Ölwechsel zu verpassen. Er hat sich schließlich auch Urlaub und ein bisschen Wellness verdient. Dazu gehören natürlich auch ein gründliches Waschen, Wachsen und Polieren.

Während wir auf Kolya warten, schleichen wir durch Barnaul. Wir mieten uns drei Tage in einem typischen Plattenbau ein und kaufen alles was wir in den Supermärkten finden können. Die Auswahl ist noch riesiger als in Kasachstan und obwohl Russland immer noch den Sanktionen der EU unterliegt, gibt es hier so viele leckere Sachen, auf die wir in den letzten Wochen verzichtet haben: Lachs zum Beispiel oder gereiften Käse, Schokolade und russisches Eis. Es sind schließlich die kleinen Dinge, die das Leben schöner machen. In der Stadt selber scheint die Zeit stellenweise stehen geblieben zu sein und der viele Regen lässt die grauen Sowjetbauten noch trister erscheinen.

Eine schöne Abwechslung sind die uralten Holzhäuser und ehemaligen Kaufmannsvillen. Leider sind diese dem Verfall ausgesetzt. Es wird nichts in die Restaurierung gesteckt und eher auf Neubauten gesetzt. Es ist wahrscheinlich ziemlich aufwendig diese alten Schmuckstücke in Schuss zu halten. Es ist trotzdem sehr schade darum, da sie einen gewissen Charme ausstrahlen und für uns das typische Häuserbild des endlos weiten Sibiriens darstellen.

Als die Sonne dann doch mal rauskommt machen wir eine kleine Bötchentour auf dem Ob. Nicht spektakulär, aber entspannend plätschern wir zwei Stunden auf dem Fluss entlang und genießen die grün bewachsene Uferpromenade. Wir sind ja schließlich zur Erholung hier.

Und dann finden wir stellenweise sogar ein ganz jugendliches, modernes Barnaul vor, zum Beispiel vor einem Bikerclub, direkt an unserer Platte oder als eine Gruppe am Lenindenkmal einen outdoor Zumbakurs macht.

 

 

Nachdem Kolya seinen Wellnessurlaub beendet hat, fahren wir endlich raus ins Grüne. Wir suchen uns eine Turbaza, einen kleinen Campingplatz und bauen alles auf was wir mithaben. Das erste Mal kommt Dimas geliebter Pavillon zum Einsatz und wir schwören uns keinen Meter von der Stelle zu bewegen. Außer zum Supermarkt um Fleisch für unsere Schaschlikspieße zu kaufen. Das ziehen wir ganze sechs Tage durch, wir essen Schaschlik, gehen jeden zweiten Tag in die Banja, schwitzen wie verrückt und genießen den immer gleichen Ausblick auf den Fluss und die Bäume. Wir schaffen nichts außer Karten spielen, Feuerholz sammeln und abends am Lagerfeuer zu sitzen. Danke an Marion und Cornelia, die uns vor der Reise mit den besten Spielen versorgt haben: Skip Bo und das Länderquiz haben Suchtcharakter und lassen den Blog für eine Weile brach liegen. Jegliche Freizeitangebote, wie zum Beispiel Ausflüge in die Umgebung, Wasserski oder Rafting, lehnen wir vehement ab. Wir wollen nichts machen, nichts sehen und uns nicht bewegen. Die frische Luft und die Ruhe machen uns mehr als zufrieden und glücklich. Die Turbaza ist tagsüber so ruhig, weil alle unterwegs sind und so haben wir das gesamte Birkenmischwäldchen für uns alleine. Wie entspannend Sibirien ist, haben wir bereits vor vier Jahren am Baikalsee feststellen dürfen und auch dieses Mal werden wir nicht enttäuscht.

Nach einer Woche ziehen wir weiter. Wir sind bereit, erholt und gestärkt für unsere letzte Etappe und den letzten Monat. Die Mongolei ruft und wir haben neben dem Karten spielen noch ein bisschen Zeit gehabt unserer Route zu planen. Wir machen uns auf Richtung Kosch-Agatsch, dem letzten Ort vor der Grenze, wo wir auch unsere vorerst letzte Nacht auf russischer Seite verbringen und mit diesem Bild einschlafen und aufwachen dürfen.

An der Grenze angekommen müssen wir wie immer warten, bevor wir in die Mongolei weiterziehen können. Jede Grenze macht uns schon einen Tag vorher Bauchschmerzen. Zum Glück treffen wir ein paar nette tschechische Reisegenossen in ihrem gelben VW Bus. Beim Austausch von Reisegeschichten vergeht die Zeit viel schneller. Nach der Mongolei werden wir noch einmal nach Sibirien zurückkehren. Der ganze Rest nach Wladiwostok wird uns abermals durch diese endlosen Weiten führen.

Tipps für Weltenbummler:

Seit die Kasachen kein Visum mehr für die Mongolei brauchen, ist Grenze bei Tashanta (Koordinaten 49.7101838,89.1996235) ziemlich verstopft. Sie kommen mit vollgestopften Autos, die von den Russen von vorne bis hinten kontrolliert werden, was natürlich Zeit braucht. Auch wir mussten das komplette Auto ausräumen, obwohl wir das Land verlassen wollen. Die mongolische Seite ging schneller. Hier wurde Kolya nicht mal eines Blickes gewürdigt, aber die Prozedur war dennoch nervig, da es hier anscheinend keinen Prozess gibt. Ein wichtig aussehender Mann mit einem Stempel entscheidet alles. Wenn der nicht in Sicht ist, geht nichts voran. Viele Leute stehen planlos herum und es herrscht Chaos. Man sollte immer doof tun und Jeden fragen was man jetzt tun soll. Irgendwann kommt man an den Richtigen. Insgesamt hat uns die Grenze 6,5 Stunden gekostet. Ein Mitreisender, meinte die Grenze bei Tuwa (Koordinaten 50.052166,89.863948) etwas nördlicher ginge schneller, da gäbe es keine Kasachen. Diese ist wohl aber schwieriger mit dem Auto zu erreichen.

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6 comments

  1. Hallo ihr Reisenden,
    mit Spannung haben wir eure Beiträge gelesen.Nun haben wir schon lange nichts mehr gehört von euch😪
    Wie geht es nun weiter? Wir hoffen es ist alles ok bei euch und wir können
    bald wieder etwas lesen.
    Alles Gute
    Angelika & Dietmar

    1. Hallo Ihr beiden, vielen Dank für Eure netten Worte. Ja, wir haben es hier ganz schön schleifen lassen. Zu groß die Eindrücke und zu schlecht das Internet. Wir sind seit 3 Tagen wieder in Berlin und arbeiten mit Hochdruck an einem Update über die vergangenen Wochen. Wir haben ein paar Artikel für RT Deutsch mit Videos gemacht. Solange könnte ihr ja da mal vorbei schauen(https://deutsch.rt.com/gesellschaft/56645-von-lissabon-nach-wladiwostok-der-letzte-abschnitt-durch-sibirien-nach-wladiwostok/). Ich verspreche noch mindestens 2 Reiseberichte – die letzen Wochen waren ein Traum, wir teilen ihn bald mit Euch. Alles Gute, Jana

  2. Liebe Weltenbummler,

    vielen Dank für euren spannenden Bericht! Es hat mir bisher viel Freude gemacht eure Reise zu verfolgen.

    Gerade komme ich von einer viewöchigen Reise durch das Baltikum und Weissrussland zurück und plane auch schon die nächste Reise Richting Sibirien.

    Daher freue ich mich auf eure Fortsetzung. Ich hoffe, dass es euch gut geht!

    Viele Güße
    Holger

    P.S. Von Weissrussland / Novopolotsk habe ich eine kleine Diashow gemacht, die Ihr hier findet: https://youtu.be/rDKOXuSI0P0

    1. Hallo Holger, das sieht super aus. Vielen Dank! Wir sind mittlerweile seit 3 Tagen wieder in Deutschland, arbeiten aber noch an einem letzten Update und den fehlenden Berichten und Bildern. Viele Grüße, Jana

  3. Guten Morgen Weltenbummler,
    Habe gerade durch Zufall über RT deutsch über eure außergewöhnliche Reise gelesen und bin gleich über den angebotenen Link , weiter auf euren Blog.
    Ich bin fasziniert und beeindruckt und freue mich sehr über die spannende Etappenberichte und Bilder. Ich beneide euch und würde gerne mehr lesen🤗.

    1. Vielen Dank, das freut uns sehr. Wir sind seit ein paar Tagen wieder in Deutschland und arbeiten mit Hochdruck an einem Update und den restlichen Berichten. leider hat uns die Realität schon wieder eingefangen 🙂 Liebe Grüße, Jana