Die Mongolei – Atemberaubende Landschaften und merkwürdige Begegnungen auf der Reise
September 7, 2017
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Es hat eine Weile gedauert ehe wir unsere Gedanken zur unserer Mongolei Reise sortieren konnten. Es ist ein besonderes Land, welches einen längeren Post verdient. Also holt Euch einen Kaffee oder Tee und macht es Euch auf der Couch gemütlich.

Das Land und die Natur

Wir haben die Mongolei durchfahren, von der westlichen Grenze bis in die Hauptstadt Ulaanbaatar und weiter in den Norden. Hinter uns liegen die schlimmsten Straßen auf denen wir bisher unterwegs waren und zugleich die schönste Natur, die wir erleben durften. Die Mongolei war unser größtes Abenteuer mit allem was dazugehört. Wir besuchten entlegene buddhistische Klöster, ritten auf Kamelen durch die Wüste, wanderten über Berge und Vulkane, campten an einsamen Seen, fuhren durch Flüsse und erklommen die größte Dschingis Khan Statue der Welt. Zu all diesen Orten führte uns ein Straßennetz fast wie aus dem Zeitalter des größten Helden der Mongolei – also gefühlt aus dem 13. Jahrhundert. Die Bilder, welche wir auf Youtube in den Zahlreichen Mongol Rally Clips sahen, können wir so bestätigen. Gleich ab dem Grenzübertritt in Kosch-Agatsch/Taschanta gab es statt Asphalt nur Sand, Schotter und Steine, sodass wir uns schon bald irgendwo mit geplatzten Reifen, gebrochenen Achsen oder abgerissenem Benzinschlauch stehen sahen. Bereits während der ersten Nacht merkten wir, dass die Mongolei nicht einfach sein wird: Nach einer anstrengenden Fahrt landen wir in der Nähe eines verlassenen Dörfchens (Nogoonnuur) und übernachten dort in der Nähe eines Sumpfes. Es ist bereits zu spät und zu dunkel um weiter zu fahren und so blieb uns nichts Anderes übrig als irgendwo im Nirgendwo stehen zu bleiben. Das schlimmste daran waren aber die Mücken, denn es scheint als würde sich nicht oft jemand hierher verwirren. Wir konnten eigentlich gar nicht aus dem Auto aussteigen ohne komplett aufgefressen zu werden. So viele Mücken haben wir noch nie gesehen und gleichzeitig am Körper gehabt. Also provisorisches Abendessen im Auto und dann kurzer Prozess: Zelt hoch, schnell rein und hoffen das man die Nacht ohne Klogang übersteht.

Mir ist der Ort nicht geheuer, wir wollen zügig weg und starten vor 7 Uhr den Motor. Unser Ziel ist der Uüreg Nuur, ein Bergsee, der laut Google circa 90 km nördlich des Dorfes sein soll. Ich verspreche Dima ein Frühstück und eine Dusche am See. Immer wieder starten wir einen Versuch in die gewünschte Richtung zu kommen, doch immer wieder stehen wir vor dem Sumpf, der uns umgibt und nicht passierbar ist. Laut Karte soll es eine Straße geben und wir machen einen immer größeren Bogen, um auf diese zu kommen, aber das Gebiet scheint sich nicht umfahren zu lassen. Die Wege sind die Hölle: Wir setzten ständig auf und ein Stein nach dem anderen knallt gegen den Unterboden. Nach zwei Stunden sind wir dem See nicht näher gekommen, sind aber dafür beide klatschnass geschwitzt. Wir wissen nicht weiter und entscheiden uns zu dem verlassenen Dorf zurückzukehren. Irgendjemanden werden wir dort schon finden. Am zentralen Platz in einer Bankfiliale treffen wir tatsächlich auf einen Angestellten und einen Kunden. Wir schaffen es ihnen unser Problem klarzumachen und fragen nach dem Weg. Kurzerhand jagt der Angestellte den Kunden raus, schließt die Bank und fährt weg, um jemanden zur Hilfe zu holen. Der See scheint bekannt zu sein, jedoch ist der Weg dahin durch den Sumpf (sogar für die Einheimischen) sehr gefährlich. Es gibt nur ganz wenige Stellen, die passierbar sind und die Gefahr stecken zu bleiben ist sehr hoch. Mit Händen und Füssen erklären sie uns, dass wir einen Umweg fahren müssen – statt der 90km etwa 200km. Wir sollen einmal die Berge umfahren in Richtung Olgii, dann kommt irgendwann eine Hauptstraße, die in die richtige Richtung führt. Den Fluss sollen wir am südlichen Ufer von Achit Lake überqueren, denn da gäbe es die einzige Brücke. Ganz einfach sagen sie und malen uns eine Skizze. Na dann los!

Nach zwei Stunden Fahrt bekomme ich Panik. Es ist weit und breit keine Straße in Sicht, überall liegen vollendete Tiere und Kuhschädel. Zwei riesengroße Mönchsgeier, die uns erschrecken und ein Weg jenseits von Gut und Böse. Meine größte Angst ist, dass Kolya unter der Belastung den Geist aufgibt, wir uns irgendwas aufreißen oder die Reifen nicht mitmachen. In der Wüste um uns herum ist es wahnsinnig heiß. Nach fast drei Stunden, sehen wir dann in der Ferne eine Staubwolke...juhuuu ein Auto. Als wir näher kommen können wir unser Glück kaum fassen: es ist die gesuchte Hauptstraße. Sprich, ein etwas breiterer Sandweg, ohne die nervigen Steine. In fünf Stunden sind wir etwa 80km weit gekommen. Wir halten an und treffen auf einen russischen UAZ Bus mit mindestens 15 betrunkenen Polizisten drin. Sie fahren wohl in dieselbe Richtung und sagen uns, dass wir ihnen hinterher fahren können. Das versuchen wir auch zunächst, aber nach dem sie alle zehn Minuten Pause machen um mehr Wodka zu trinken beschließen wir uns von ihnen zu trennen. Auf dem weiteren Weg treffen wir auf einen Russen, Mischa, den wir bereits an der Grenze gesehen haben. Er fährt auch zum selben See wie wir und ist nicht das erste Mal in der Gegend unterwegs. Mit seinem Dodge führt er uns endlich über Steine, Berge, Schlammlöcher zum schönsten See der Mongolei. Der Weg ist das Ziel, zehn Stunden später sind wir ungeduscht und ohne Frühstück an einem wahren Naturwunder gelandet. Klares Wasser umrandet von Bergen, auf denen teilweise noch Schnee liegt. Hier schlagen wir unser Camp auf. Ich bin stolz auf Kolya, das beste Auto und der Welt und Dima, den besten Fahrer der Welt.

Dafür eine Medaille – die Hörner eines Hammels.

Wie wir also gelernt haben, gibt es in der Mongolei sehr wenige Asphaltstraßen meist an den größeren Touristenzentren und um die Hauptstadt herum. Geschätzte 80% sind einfache Feldwege, mit viel Sand und teilweise scharfen Steinen. Spätestens ab hier sind Ersatzreifen Pflicht und kaum ein Auto ist ohne mindestens 1-2 Ersatzräder unterwegs. Die vielen kleinen Wege gehen oft auseinander und finden am Ende doch alle wieder zusammen. Entscheidend ist die Himmelsrichtung. Wer will macht sich seine eigene Straße auf und kämpft sich durch Berge und Täler – Verkehrsschilder, Markierungen oder Hinweise gibt es nicht. Nicht einmal Google kennt die mongolischen Straßen und wenn doch, gibt es eh kein Netz. Wir müssen also ganz altmodisch wieder auf eine Papierkarte vertrauen, die hier bei weitem hilfreicher ist.

An diesem Schild an der Hauptstraße haben wir uns riesig gefreut.

Wir waren an Orten, wo es so ruhig war, dass wir sogar den Flügelschwung der Adler aus der Ferne hören konnten. Wir badeten in Seen mit kristallklarem, blauen Wasser ohne eine Menschenseele weit und breit. In diesem Land leben fast so viele Pferde wie Menschen und vermutlich gibt es nur noch wenige Orte auf dieser Welt, wo es so märchenhaft ruhig ist. Wenn man sich vorstellt, dass hier in etwa die Einwohnerzahl Berlins auf einer Fläche wohnt, die fast fünfmal so groß ist wie Deutschland, kann man die Ruhe förmlich spüren.

Unser Weg führte uns durch Tariat, Tsetserleg und über die ehemalige Hauptstadt Khakhorin nach Ulaanbaatar. Auf diesem Weg haben wir so viel erlebt auf der Mongolei Reise. Zum Beispiel waren wir in einer der gut erhaltenen Tempelanlagen - Erdene Zuu.

Schamanismus im Ganzen Land:

Außerdem haben wir Dimas Geburtstag in den heißen Quellen bei Tsenkher (in der nähe von Tsetserleg gefeiert). Da wir es nicht bis in die Gobi geschafft haben, konnten wir einen Hauch von ihr in Mongol Els, der Mini Gobi spüren. Auf Kamelen ging es über die 70km lange Sanddüne. Eine traumhafte Erfahrung.

Ulaanbaatar (UB) war eher ernüchternd nach der sagenhaften Ruhe und Natur, die wir erfahren durften. Diese Stadt macht den Eindruck als wäre sie ohne Sinn und Verstand gewachsen: Es lässt sich kein System erkennen, keine Architektur, keine schön angelegten Straßen, Parks oder etwas was eine Stadt lebenswert macht. Im Gegenteil: Grauer Beton, Abgase, Autos und Staub. Das Gandan Kloster mit der großen Statue ist inmitten von Hochhäusern ohne schöne Anlage außen herum zu finden. Hier liegen Reifen zwischen den Gebetsmühlen und man muss auf seine Füße schauen, um nicht in eines der Asphaltlöcher zu treten. Der Ausflug zum größten Dschingis Khan der Welt, hat uns fast einen ganzen Tag gekostet, da der Verkehr eine Tortur ist um die Hauptstadt herum. Aber heyyyyy, es gibt Döner 😉

Nach UB brauchten wir erstmal wieder Erholung von der Stadt pur und die holten wir uns am Kloster Amarbayasgalant. Umgeben von grünen Hügeln und weit abseits von Siedlungen gelegen, konnten wir hier wieder durchatmen und durften sogar einer buddhistischen Zeremonie beiwohnen.

Die Menschen und der Müll

Doch so schön die Natur in der Mongolei auch ist, so viele Fragen kommen bei uns auf während wir durch dieses Land fahren. Viele sprechen von der Gastfreundschaft und der Freundlichkeit der Mongolen. Wir allerdings hatten eher merkwürdige Begegnungen als Offenherzige. Oftmals kamen abends Männer oder Jugendliche aus den Jurten zu uns an unser Zelt geritten. Statt eine Konversation anzufangen haben sie uns meist nur still angestarrt. Jegliche Versuche unsererseits mit ihnen zu reden oder ihnen etwas zu zeigen sind fehlgeschlagen. Mit leeren Blicken und bewegungslosen Gesichtern standen sie einfach nur da, bevor sie irgendwann wieder abgezogen sind. Meist eine Alkoholfahne hinterlassend. Trinken ist ein großes Problem unter den Mongolen, denn schlechter Fusel ist billiger als manch andere Lebensmittel, und führte in den letzten Jahren zu vermehrter Abhängigkeit. In den zwei Wochen konnten wir nicht wirklich zu den Menschen vordringen, warum wissen wir nicht genau. Es ist eine waghalsige Behauptung und vielleicht nicht ganz fair, aber wir haben das Gefühl das eine enorme Bildungslücke im Land vorherrscht. Die ausdruckslosen Gesichter, die uns anschauten, der Alkohol, die Trägheit vieler Leute, sind nur einige Anzeichen dafür. Die Infrastruktur ist in einem schlechten Zustand, die wenigen asphaltierten Straßen werden von den Chinesen gebaut, die Häuser in den größeren Städten mal früher von den Russen. Eine richtige Wirtschaft ist uns nicht begegnet und das obwohl die Mongolei zwischen zwei Mächten wie China und Russland liegt. Das allerschlimmste aber in diesem traumhaften Land ist der Müll. Egal wo die Mongolen stehen, parken, grillen - sie lassen überall ihren Müll liegen. Obwohl wir säckeweise Plastik an Seen aufgesammelt haben, war das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das Land versinkt stellenweise im Müll und die Einwohner scheint es nicht zu stören. Es ist traurig und bestürzend wie sie ihr magisches Land selbst verschmutzen. Menschen, die Buddhisten sind oder an Schamanismus glauben, die sich von Naturgöttern leiten lassen und als Nomadenvolk von der Natur abhängig sind, verschandeln ihr Land und zerstören das Besondere was sie haben. Muss man in der Schule lernen, dass man Müll nicht in die Natur wirft? Gibt es keinen gesunden Menschenverstand? Wir sind sprachlos, enttäuscht und fühlen uns oft sehr machtlos.

Dennoch hat uns die Mongolei so viel gegeben. Es ist ein besonderes Land, welches eine unglaubliche Anziehungskraft ausstrahlt. Das ganze Land ist ein einziger Campingplatz, man kann stehen wo und solange man will. Niemanden stört es und niemand stört uns. Wir sind traurig als wir diese Oase der Ruhe verlassen müssen, denn die Natur hier ist noch etwas ganz Besonderes. Wir fühlten uns dem Himmel ganz nah in diesen endlosen Weiten. Hoffen wir, dass das auch noch eine ganze lange Weile so bleiben wird und dass die Mongolen eines Tages zur Besinnung kommen.

Tipps für Weltenbummler:

Wenn Ihr selber mit dem Auto die Mongolei bereist, spart nicht an den Reifen. Die Investition in unsere General Grabber AT3 hat sich mehr als gelohnt. Spitze Steine, Schlammlöcher und Sand waren für unseren Suzuki Grand Vitara kein Problem. Wir sind der Meinung, dass es ohne 4x4 ziemlich schwierig ist das Land zu durchfahren, ähnlich wie im Süden Kasachstans. Dennoch haben wir so viele Toyota Prius gesehen, die sich durch das Land gekämpft haben, dass es wahrscheinlich auch anders geht.

Besorgt Euch eine Straßenkarte. Wir sind ohne gestartet, aber Google schwächelt in der Mongolei und Netz gibt es auch eher schlecht als Recht.

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