Wir sind in der Zivilisation. Es gibt Benzin, relativ gute Straßen und kalten Eistee. Die Supermärkte sind prall gefüllt, denn im Gegensatz zu Usbekistan hat Kasachstan seinen Markt für ausländische Produkte geöffnet. Wir freuen uns wie kleine Kinder über Kleinigkeiten zum Essen oder Trinken.
Erster Stopp ist Shymkent, wo es mal Zeit wird Kolya zu waschen, Geld zu holen, einzukaufen und eine lokale Sim Karte zu besorgen. 24GB Internet und 300 Freiminuten für etwa 12 Euro über den Anbieter Beeline. Erst dann sind wir bereit weiter zu ziehen um Kasachstan zu entdecken und durch dieses riesige Land zu fahren.
Auch hier im Süden ist es noch üblich, dass Polizisten Ausländer aus dem Verkehr ziehen und wegen Nichtigkeiten belangen. Das Bild in meinem Seitenspiegel, Dima vor dem Polizeiauto habe ich im Süden Kasachstans fast so oft gesehen wie in Usbekistan. Meist sind wir aber so davon gekommen. Uns hat der Satz: „Wir kommen gerade aus Usbekistan und wir haben kein Geld mehr“ viel genutzt. Lachend wurden wir meistens weiter geschickt.
Auf dem Weg von Shymkent nach Almaty finden wir den perfekten Camping Spot. Kasachstan macht schon jetzt Lust auf mehr. Quinoa, Kartoffel- und Tomatenpfanne stehen noch immer ganz oben auf unserem Speiseplan.
Der Süden Kasachstans hat enorm viel zu bieten. Die ehemalige Hauptstadt Almaty lädt mit ihren unzähligen Straßencafés zum entspannen und Leute gucken ein. Obwohl 1997 die Hauptstadt Kasachstans nach Astana verlegt wurde, ist Almaty noch immer kulturelles und wissenschaftliches Zentrum des Landes. Offiziell werden Erdbebengefahr und Platzknappheit als Grund für den Umzug der Hauptstadt angeführt. Wahrscheinlicher war es jedoch das Ziel den Anteil der kasachisch stämmigen Bevölkerung im Norden zu erhöhen, um einer Abspaltung der überwiegend russisch stämmigen Region entgegenzuwirken. Die alte Sowjetarchitektur ist somit in Almaty weitestgehend erhalten geblieben, was unserer Meinung nach, den Charme dieser Stadt ausmacht.
Von Almaty aus, geht es an die Kolsay Seen. Drei Bergseen mit kristallklarem Wasser. An den ersten kommt man nah mit dem Auto heran, hier haben wir auch zwei Tage auf einem Parkplatz gestanden. Zum zweiten schafft man es in drei Stunden zu wandern (Eine Strecke) oder auch zu Pferde. Wir haben uns für die eigenen Füße entschieden. Ein nicht ganz anspruchsloser Pfad führt uns durch einen schlammigen Bergwald, aber der Weg ist wie so oft das Ziel und der Ausblick vom zweiten See entschädigt für alle Strapazen. An den dritten See kommt man nicht so einfach hin. Er ist sehr nah an der Grenze zu Kirgistan gelegen. Man braucht hier eine spezielle Erlaubnis oder genügend Bestechungsgeld für die Grenzer, die dort patrouillieren.
Leider hat dann Kolya ein paar Probleme gemacht. Am Berg fährt er nicht mehr an – eine Weiterfahrt in die Canyons somit unmöglich. Da uns keine Werkstatt in den ländlichen Gegenden helfen konnte, mussten wir wieder die vier Stunden nach Almaty fahren.
Hier wurde dann festgestellt, dass die Kupplung ausgetauscht werden muss. Zwei Tage Werkstatt für Kolya und zwei Tage Cafés, Pancakes und Stadtleben für uns. Als wir alle wieder erholt und gesund sind, fahren wir zurück in die Natur, in den Charyn Canyon. Eine beeindruckende Kulisse erwartet uns hier. Steppe, Steppe, Steppe und auf einmal ein riesiger „Riss“ im Boden mit einem Canyon drin. Ziemlich beeindruckend wie die Felsen aus rötlichem Gestein sich plötzlich tief im Tal auftürmen und in der Sonne leuchten. Am selben Tag fahren wir zum nahgelegenen Temerlik Canyon weiter. Wenn man ihn einmal gefunden hat (Koordinaten: 43.366472,79.150333), ist es möglich in diesen runter zufahren. Allerdings nur mit einem 4x4 und für mich als Beifahrer nur mit Augen zu. Ich hoffe Dima hatte die Augen offen. Eine haarsträubende Angelegenheit. Zu diesem Zeitpunkt unvorstellbar für mich, da auch wieder hoch zu kommen. Man darf nur runter, wenn man sich zuvor am „Valley of Castles“ registriert und eine Eintrittsgebühr bezahlt hat. Ranger kontrollieren auch diesen Teil des Nationalparks. Ein Fluss fließt durch den Canyon und viele Bäume und Gräser bilden eine grüne Oase. Perfekt um unser Zelt hochzufahren und ein Lagerfeuer anzuzünden.
Tja, und wer runter will, muss auch wieder hoch. Ein zweistündiger Kampf zwischen Dima und Kolya: Auto ausräumen, immer wieder rückwärts runter und wieder hoch.
Am Ende war es die falsche Allrad Einstellung und Kolya schafft es mit Leichtigkeit den Berg rauf. Offroad will gelernt sein - einen erfahren Spezialisten haben wir zum Glück getroffen, der uns geholfen hat, das Problem zu lösen. Ich glaube, wir würden sonst immer noch im Canyon festsitzen. Die Flasche Wodka hat er sich verdient.
Klatschnass geschwitzt, aber zufrieden geht’s in den hohen Norden. Zwei Tage fahren wir durch Steppe und karge Landschaften. Dazu dann im nächsten Post.
Geschrieben von Jana
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Tolle Reise,interessante Beschreibung der Erlebnisse, bei uns kommen angenehme Erinnerungen wieder auf wenn wir das lesen.
Waren im vergangenem Jahr auch auf diese Strecke unterwegs!!!
https://dietmarundgeliunterwegs.wordpress.com
Sehr schöner Reisebericht mit liebevollen und kritischen Beobachtungen. Und richtig professionellen Fotos. Gratuliere.
Vielen Dank Einar! Liebe Grüße