Nach wenigen Tagen verlassen wir unser bulgarisches Basislager und machen uns auf den Weg in die Türkei. Nur noch schnell vor der Grenze tanken, denn in der Türkei kostet der Benzin etwa 30ct mehr, umgerechnet also etwa 1,30€. Der Grenzübergang bei Malko Tarnovo verläuft reibungslos, es ist wenig Verkehr und nach etwa 45 Minuten sind wir drin. Unser ursprünglicher Plan war binnen 3-4 Tagen durch die Türkei zu fahren, aber schon nach dem ersten Stopp entscheiden wir uns für eine Verlängerung. Insgesamt werden wir hier eine Woche verbringen.
Istanbul steht bei uns nicht auf dem Plan und wir umfahren die Stadt über die Stadtautobahn. Aufgrund eines Staus von über 30km geraten wir jedoch völlig aus dem Zeitplan und kommen erst spät im avisierten Camping an. Macht nichts - denn es ist zu, die Tore sind verschlossen und wir stehen im völligen Dunkeln irgendwo am Meer. Spontan fahren wir ins nächste Dorf und lassen uns zu ein paar Jungs lotsen, die ein Parkplatz/Camping, das ebenfalls am Wasser liegt, betreiben. Bereits am ersten Tag erfahren wir türkische Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft, obwohl wir uns nur mit Gestik und Mimik verständigen können.
Ausgeschlafen und durchnässt (es regnete die ganze Nacht durch) fahren wir weiter in Richtung Amasra. In einem der Cafés am Meer fragen wir höflich den Besitzer, ob er uns eine Unterkunft empfehlen kann. Es stellt sich raus, dass seine Familie ein Gasthaus betreibt und bereitwillig nehmen wir das Zimmer für etwa 15€ pro Nacht an. Neben dem Cafebetreiber freunden wir uns auch mit den Straßenhunden an, von denen es hier sehr viele gibt.
Am nächsten Tag lassen wir uns durch Safranbolu treiben, genießen sonniges Wetter und erkunden ehemalige Karawan Rastplätze der Seidenstraße sowie Moscheen. Es ist Ramadan und das bedeutet, dass die Mehrheit der Moslems hier fastet. In den Touristenorten gibt es auch tagsüber Tee und Essen, doch auf den kleineren Dörfern bekommen wir nicht mal einen Tee serviert.
Fünf Mal am Tag wird zum Gebet gerufen. Tagsüber scheinen die Städte und Cafés wie ausgestorben. Doch 20 Uhr füllen sich plötzlich alle Restaurants und Cafés mit Leuten. Kein Stuhl oder Tisch bleibt leer. Eine Stunde wird gegessen, danach ist wieder jeder einzelne Platz im Restaurant frei.
Die Gebetszeiten sind fest vorgeschrieben und werden in den Moscheen meist digital dargestellt.
Die Zeit vor dem Essen vertreiben sich viele mit Brettspielen, die oft schon bereitstehen um die Leute in die Cafés zu locken.
Derweil entdecken wir für uns Baklava und essen jeden Tag eindeutig zu viel davon.
Die Türkische Schwarzmeerküste ist durchgängig schön und stellenweise einfach wundervoll. Wir reisen außerhalb der Saison,somit treffen wir kaum andere Touristen und können deshalb nicht nur den Ausblick, sondern auch die Ruhe genießen.
Apropos Genuss, wir sind mittlerweile süchtig nach türkischem Ekmek (Brot). Während des Ramadan ist das darunter fallende Pide besonders köstlich und mal mit Sesam, mal mit Ei bepinselt. Für etwa 50ct-1Eur gibt es diese in jedem Ort frisch zu kaufen. Einfach mal nach einem großen Stapel Holz Ausschau halten. Das deutet auf eine Bäckerei mit Holzofen hin. Das Brot wird tagsüber frisch gebacken.
Das Autofahren in der Türkei ist einfach. Verkehrsregeln werden in den meisten Fällen eingehalten und die Straßen sind sehr gut. Die meisten Autobahnen sind mautfrei, nur wenige Strecken zwischen Edirne, Istanbul und Ankara sind mautpflichtig. Wir erfahren das erst später und kaufen uns bei der Post eine Vignette und laden sie mit etwas Geld auf. Wir können die Maut somit im Nachinein bezahlen. Der Betrag wird dann automatisch an den Mautstationen abgezogen. Das Ganze kostet uns etwa 10€.
Etwa auf der Mitte der Schwarzmeerküste liegt das Kizilirmak Delta, wo viele Tiere und vor allem Vögel leben. Vor wenigen Jahren wurde hier eine Art Safari Park angelegt und wir können mit dem Auto eine komplette Runde durch das Delta drehen und sehen (neben den obligatorischen Kühen) Störche, Wasserbüffel, Schildkröten die Straßen überqueren und viele andere Vogelarten.
Die Nacht verbringen wir im Camp Marti in der Nähe von Sinop - eine richtig gute Entdeckung. Das Camp liegt direkt am Meer, ist sehr groß und gepflegt und sauber. Die Besitzer sind ein Türkisch-Ukrainisches Paar und versorgen uns zwei Abende mit gutem Essen und Geschichten aus ihrem Leben. Archan hat Natalya vor 17 Jahren auf der Krim während seines Urlaubs kennen gelernt. Sie haben sich verliebt und nach zwei Wochen hat er sie einfach mit in die Türkei genommen. Er spricht etwas Russisch, sie etwas Türkisch. Daraus entwickelten sie eine türkisch-russische Geheimsprache, die nur die beiden verstehen. Mittlerweile haben sie einen Sohn und betreiben gemeinsam das Camp. Ab und zu verirren sich ein paar Austauschstudenten hierher und helfen den Beiden für Kost und Logis im Camp aus. Noch sind wir alleine auf dem Platz - herrlich.
Nach zwei Tagen verabschieden wir uns herzlich voneinander und fahren weiter an der Küste lang in Richtung Trabzon. Die Campingplätze werden jetzt immer rarer und wir finden nur mit Mühe gute Stellplätze, wie zum Beispiel in Ünye, auch direkt am Wasser. Sanitäranlagen kann man ab jetzt vergessen.
Wir haben viel Gutes über Trabzon gehört und in der Tat finden wir eine stellenweise schöne alte Stadt mit kleinen Gassen und direkt am Meer vor. Nach mehreren erfolglosen Verhandlungen lassen wir uns auf ein mehr oder weniger gutes Angebot ein und beziehen eine kleine Kammer im Ts Park Hotel. Das Zimmer ist nicht weiter erwähnenswert, dafür liegt es direkt am Atatürk Platz, wo sich das Stadtleben abspielt. Während wir in einem der Cafés einen Tee trinken beobachten wir wie um punkt 20 Uhr alle Restaurants sich bis auf den letzten Platz füllen. Auf der Straße entdecken wir die typischen türkischen Souvenirs und Poster aus Teppichen.
Übrigens alle Personenbusse hier haben hinten die Aufschrift „Allah Korusun“, was soviel wie Allah behüte bedeutet.
Einige Ampeln sind mit zusätzlichen LEDs am Grundpfeiler und Arm versehen und sehen aus wie rote oder grüne Bäume. Sehr praktisch, da im Verkehr gut zu sehen.
Von Trabzon aus machen wir einen Ausflug in das Kloster Sumela, das leider für Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Trotzdem zahlen wir etwa 5€ um die Straße bis zur Aussichtsplattform zu befahren und machen einige Fotos aus der Ferne. Die Landschaft um das Bergkloster herum ist ziemlich beeindruckend.
Die letzte größere Stadt vor der georgischen Grenze ist Rize. Hier verabschieden wir uns von den türkischen Hunden, die uns irgendwie mochten und verbringen eine Nacht im wirklich schlechtestem Hotel unseres Lebens.
Das Zimmer ist zwar im letzten Stock, dafür hören wir die Tauben, die auf der Decke spazieren und gleich ins Zimmer einzudringen drohen. Immerhin können wir ein schönes Foto vom Dach des Hotels machen.
Die Türkei hat uns anfangs fasziniert und zum Schluss etwas enttäuscht. Die Menschen waren durchweg freundlich und die Natur atemberaubend. Viele der älteren Türken und früher deutsche Gastarbeiter in der BRD sprechen Deutsch und sind auf Ihre Zeit in Deutschland sehr stolz. Wir wurden das ein oder andere Mal herzlich angesprochen und konnten immer ein wenig mit ihnen plauschen.
Je östlicher wir gekommen sind, desto schlechter wurde die Infrastruktur und gieriger die Händler. Wir vermuten, dass es an der großen Entfernung zu Istanbul/Ankara liegt und auch daran, dass hier nicht viele Touristen herkommen. Anfangs noch willkommen fühlten wir uns in den letzten beiden Tagen immer etwas abgezogen. Obwohl wir die Preise meist runter handeln konnten, hatten wir immer noch den Geschmack auf der Zunge trotzdem den Kürzeren gezogen zu haben. Dennoch steht die Türkei auf unserer "wir kommen wieder Liste", denn das Land ist groß und das Landesinnere lockt uns an. Als nächstes steht Georgien auf der Liste und darauf freuen wir uns schon seit Beginn der Reise!
Geschrieben von Dima
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Mehr über unsere Abenteuer kannst du in Janas Buch "Auf den Rucksack, Fertig, Los!" nachlesen.
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Klasse ,ein schöner und ehrlicher Bericht.
Ich will auch ….
Liebe Jana, lieber Dima
Ganz toll eure Berichte. Ich bleibe dran.
Danke Heinz, wir arbeiten gerade an einem neuen Post. Liebe Grüße aus Kasachstan!