Rumänien – Mutterns größte Sorge war unsere größte Überraschung. An Gastfreundschaft nicht zu übertreffen und bis jetzt unser Land Nummer 1. Wir hatten vier Tage im Süden des Landes, welche sich natürlich wie immer als viel zu kurz herausstellten. Im Süden liegt Transsilvanien, bekannt als Land von Dracula: Gruselige, dunkle Wälder, grimmig drein schauende Menschen, Fledermäuse und heulende Wölfe? In keiner Weise: Grüne Berge, kristallklare Seen, blauer Himmel und Schafherden so weit das Auge reicht. Wir wurden mit soviel Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit überflutet, dass wir beinahe ein Stück Land gekauft hätten und nie wieder gekommen wären. Den passenden Hund hätte ich auch fast in unser Auto geladen, Dima hat es leider nicht erlaubt. Aber von vorne:
Als wir von Ungarn nach Rumänien einreisen, werden das erste Mal unsere Pässe kontrolliert. Das grenzenlose Europa ist anscheinend doch noch nicht so weit verbreitet wie wir dachten. Nach einigem Anstehen an der Grenze, geht es aber schnell rüber in das sogenannte Land der Vampire. Auf direktem Wege geht es zu unserem ersten Campingplatz und wenn wir dachten in Spanien hätten wir viele Störche gesehen, dann haben die sich hier jetzt verdoppelt. Iulian’s Campingplatz ist der Schönste, den wir bis dato hatten. Klein, grün, einsam und alles neu. Und das für 11 Euro die Nacht. Kaum geparkt haben wir schon den ersten Palinka (Pflaumenschnaps) intus und 4 Stunden später, den ich weiß nicht wievielten. Gespräche mit Iulian über Politik und über Vorurteile hallen durch die Nacht. Wir sind uns einig, dass letztere nur durch Unwissenheit und unbegründete Ängste entstehen. Es fällt uns schwer am nächsten Tag schon wieder weiterzuziehen. Das liegt zum einem an diesem tollen Platz, zum anderen an den Nachwirkungen des Schnapses. Unsere Tour durch Transsilvanien kann dennoch beginnen.
Durch kleine Dörfer wie Sibiel führt unser Weg. Oft bestehen sie nur aus wenigen Holzhäusern, einer Kirche und einem Bachlauf durch den Ort. Auf den Straßen bewegen sich Pferdewägen und Autos in Einklang und müssen gleichermaßen sowohl auf Kühe als auch auf Schafherden am Wegesrand acht geben.
Übernachtungen sind sagenhaft günstig und die Plätze haben zum Teil einen besseren Standard als in Westeuropa. Selbst bei Regen als wir keine Lust auf ein nasses Zelt hatten, konnten wir sehr einfach eine tolle Pension für 20 Euro die Nacht finden. Den Selbstgebrannten sind wir während der gesamten Zeit in Rumänien nicht los geworden. Jeden Abend wurde uns, egal wo wir übernachteten, der ein oder andere Schnaps serviert.
Schloss Bran, das angebliche Dracula Schloss darf natürlich nicht fehlen. Vor 9 Uhr machen sich zwei Early Birds auf, um vor den Rentner Bussen in das Schloss zu kommen. Die Rentner sollte man allerdings nicht unterschätzen, denn tatsächlich sind sie noch vor uns da, zusammen mit drei Schulklassen. So langsam fragen wir uns ob Schüler auch irgendwann mal die Schulbank drücken, oder ob sie nur Ausflüge machen. Der Besuch im Schloss lohnt sich nicht wirklich, viel zu voll und sehr unspektakulär. Graf Dracula hat hier auch nur wenige Nächte verbracht. Lediglich das Aussehen des Schlosses war Inspiration für Bram Stoker’s berühmten Roman. Der eigentliche Vlad Draculea war ein Fürst der Walachei (ja, die gibt es wirklich im Süden Rumäniens) und war bekannt für das Pfählen von Menschen. Heißt Pfahl rein in den Hintern und am Hals wieder raus. Im besten Fall kein wichtiges Organ treffen, damit der Tod auch erst nach 48 Stunden eintritt. Hm, die Vampirgeschichte gefällt mir eindeutig besser.
Geschichte pur in den ehemals deutschen Städten Brasov und Sibiu erwarten uns. Es soll wohl keine weitere Stadt in Deutschland mehr geben, die so alt und dennoch so gut erhalten ist wie diese beiden Städte. Da wir beide echt schlecht mit alten deutschen Städten sind, nehmen wir diese Information als Gegeben hin.
Wir wollten unbedingt ein Bear Watching machen, denn 6000 Bären leben in den rumänischen Wäldern, zusammen mit unzähligen Wolfsrudeln. Bear Watching heißt sich mit Herzklopfen in ein Versteck kauern und Bären beim Picknick beobachten. Der Anbieter hatte aber leider nichts frei an den Tagen, die wir wollten und alleine wussten wir nicht wo wir uns verstecken sollten. Also sind wir in ein Bärenreservat in der Nähe von Brasov gefahren - Libearty. Cristina Lapis ich ziehe meinen Hut vor Ihnen. Eine tolle Frau mit einem großen Herzen: 1998 fand sie drei Bären in einem winzigen Käfig vor einem Restaurant, welche Kunden anlocken sollten. Jeden Tag kam sie an den Käfig und fütterte die Bären und gab ihnen Wasser. Sie versprach sie dort herauszuholen und startete das Projekt Libearty, ein Bärenreservat. Sieben Jahre später hat sie es tatsächlich geschafft und ihr Traum wurde eröffnet. Eine riesige Fläche mit Tümpeln und Bäumen, ganz wie in freier Natur. Für einen der Bären aus dem Käfig (Maya) leider zu spät. Maya starb in ihren Armen noch bevor sie in das Reservat umziehen konnte. Trotzdem konnte Cristina über 70 Bären retten und hat es geschafft, dass es heute in Rumänien verboten ist, Bären in Käfigen zu halten oder für irgendwelche Bespaßung der Menschen zu missbrauchen. Jeden Tag um 9,10 oder 11 Uhr kann man eine Führung durch das Reservat machen. Es lohnt sich! Den am Daumen nuckelnden Babybären haben wir Euch ja schon auf Facebook gezeigt. Hier nochmal für die Nicht-Facebooker unter Euch:
Ach ja und dann war da noch Bukarest. Leider total verregnet, aber ein kurzer Stopp musste auch hier sein. Wie immer schließen wir uns einer Free Walking Tour an. Die beste und informativste Art eine Stadt kennenzulernen. Es sind wirklich immer so viele unterschiedliche Nationalitäten bei diesen Touren dabei, dass es Spaß macht sich auszutauschen. Die Guides sind meistens recht witzig und haben immer ein paar lustige Geschichten auf Lager. Wusstet ihr, dass Michael Jackson 1990 in Bukarest war und nach einem Konzert auf dem Platz des zweitgrößten Gebäudes der Welt (nach dem Pantheon) „Hallo Budapest“ in die Menge gerufen hat? Diese Verwechslung scheint öfter passiert zu sein. Denn 400 Athletic Bilbao Fans haben 2012 das Europa Liga Finale verpasst, weil sie mit einem Charterflugzeug nach Budapest anstatt nach Bukarest geflogen sind. Ob der leere Fanblock der Grund war das sie 3:0 gegen Atlético Madrid verloren haben?
Rumänien uns wirst Du nicht los! Wir kommen wieder, denn es gibt noch ein paar To-Dos auf unserer Liste, die wir aufgrund von Schnee in den Bergen und Zeitmangel nicht machen konnten:
- Die Transfogarascher Hochstraße (angeblich die schönste Straße Europas)
- Bear Watching in freier Natur
- Wandern
Danke für Deine Vielseitigkeit, Deine Gastfreundschaft, die herzlichen Menschen die in Dir leben, das unglaublich günstige und frische Obst und Gemüse, den leckersten geräucherten Käse, den wir je gegessen haben, die köstlichen Kringel mit Kirschfüllung, Deine atemberaubende Landschaft und die noch teils unberührte Natur.
Jetzt geht es für ein paar Tage nach Nessebar in Bulgarien. Wir schlagen hier für das Wochenende unser Domizil auf, weil uns glücklicherweise ein Appartement von Dimas Eltern zur Verfügung steht. Wäsche waschen, bloggen, Emails beantworten, Kochen auf mehr als einer Herdplatte, Nägel lackieren und eine Sightseeing Pause stehen auf dem Programm.
Eine kurze Zusammenfassung der Reise durch Europa seht ihr hier:
(geschrieben von Jana)
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Mehr über unsere Abenteuer kannst du in Janas Buch "Auf den Rucksack, Fertig, Los!" nachlesen.
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